Am Samstagnachmittag, dem 24. August, kaum dass das Schiff MARE JONIO, begleitet vom Segelboot MIGRANTES, die Insel Lampedusa passiert hatte, erreichten es zahlreiche Notrufe von Booten in Seenot – auf der Flucht aus Libyen und Tunesien.
Dank der Überflüge des zivilen Beobachtungsflugzeugs Colibrì von Pilotes Volontaires konnte das Schiff von MEDITERRANEA Saving Humans ein Holzboot orten und abfangen, das kurz davor war zu sinken. An Bord befanden sich 67 Personen, darunter 16 Frauen und rund 15 Kleinkinder. Unser Rescue Team erreichte das Boot in Seenot im Seegebiet zwischen Tunesien und Lampedusa, etwa 25 Seemeilen von der Insel entfernt, begann sofort mit der Verteilung von Rettungswesten, stabilisierte das Boot und sicherte die Lage.
Wenige Minuten nach der Meldung durch die MARE JONIO traf ein SAR-Patrouillenboot der italienischen Küstenwache, die CP311, am Einsatzort ein. Es nahm die Menschen an Bord und brachte sie nach Lampedusa.
MARE JONIO, gemeinsam mit dem Begleitboot MIGRANTES, setzte daraufhin die Fahrt in südlicher Richtung fort, patrouillierte das zentrale Mittelmeer und überprüfte zahlreiche Notrufe von Alarm Phone sowie Sichtungen durch zivile Flugzeuge. Auch Hinweise auf Boote in Not, die per Funk von tunesischen und sizilianischen Fischern gemeldet wurden, wurden verfolgt.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag musste die Crew eine zweite Rettungsaktion durchführen. In völliger Dunkelheit wurde ein überladenes Schlauchboot entdeckt, das mit bereits schlaffen Luftkammern in internationalen Gewässern über 30 Seemeilen südlich von Lampedusa trieb – kurz vor dem Kentern. 50 Personen wurden evakuiert, darunter zwei Frauen und 43 unbegleitete Minderjährige, überwiegend aus Äthiopien, aber auch aus dem Sudan. Das Schlauchboot war bereits vier Tage zuvor in Abu Kammash gestartet. Die lange Zeit auf See hatte die Menschen schwer geschwächt, viele litten unter starker Dehydrierung.
Kurz nach Abschluss der Rettungsaktion – gegen 2:40 Uhr – traf das Patrouillenboot CP327 der Küstenwache ein, übernahm die Schiffbrüchigen von der MARE JONIO und brachte sie ebenfalls zügig nach Lampedusa.
Daraufhin setzten MARE JONIO und das Begleitboot ihre Fahrt weiter in Richtung Süden fort, um den zuletzt bekannten Positionen von zwei weiteren Notfällen nachzugehen, die von Alarm Phone gemeldet worden waren. Gegen 6:10 Uhr am Sonntagmorgen, mit den ersten Lichtstrahlen des Tages, entdeckte die Brückencrew der MARE JONIO ein gefährlich schräg liegendes GFK-Boot etwa 40 Seemeilen südlich von Lampedusa, das kurz vor dem Sinken stand. An Bord befanden sich 65 Menschen, darunter 5 unbegleitete Minderjährige, mit syrischer, pakistanischer und bangladeschischer Staatsangehörigkeit, die in der dritten Rettungsaktion dieser Mission vom Rettungsteam von MEDITERRANEA gerettet wurden. Nach der sicheren Aufnahme auf die MARE JONIO und der ersten medizinischen Versorgung durch unser medizinisches Team zeigten sich bei den meisten von ihnen deutliche Spuren von Gewalt, die sie während ihrer Zeit in Libyen erlitten hatten.
Es ist zudem besonders wichtig zu betonen, dass alle drei Rettungseinsätze im maltesischen SAR-Gebiet stattfanden, aber die maltesischen Behörden trotz Benachrichtigung nicht erreichbar waren und in keinem Fall Hilfe geleistet haben. Die MARE JONIO koordinierte sich daher fortlaufend mit dem eigenen Seenotrettungszentrum des Flaggenstaates, dem IT MRCC in Rom, das für die zuletzt geretteten 65 Personen den Hafen von Pozzallo als "Place of Safety" zuwies. Das Schiff von MEDITERRANEA erreichte Pozzallo in den frühen Morgenstunden des Montags, 26. August.